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Veröffentlicht 19. Februar 2024

Die Amöbe – Einzeller mit ewiger Jugend und Unsterblichkeit

  • Text: Ernst Hofmann, Unterkulm
  • Bild: Wikipedia
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Amöben sind fast überall zu finden. Sie sind von der Arktis bis zur Antarktis verbreitet, insbesondere in feuchten Böden und Schlamm, aber auch im Wasser oder in unserem Verdauungstrakt. Es sind einzellige Lebewesen, die zwischen 0,1 und 1 mm klein sind und bereits seit Milliarden Jahren existieren.

Amöben werden auch Wechseltierchen genannt, da sie keine feste Form haben. Durch Ausbildung von Scheinfüsschen können sie ihre Gestalt laufend ändern. Wie jede lebende Zelle hat eine Amöbe einen Zellkern, der die Lebensfunktionen des Einzellers regelt. Hat die Amöbe eine bestimmte Grösse erreicht, teilt sich der Zellkern und darauf folgt die Teilung des Zellkörpers. Das Ergebnis sind zwei Tiere mit jeweils halber Grösse. Das Muttertier ist restlos in die beiden Tochterzellen übergegangen. Innerhalb von wenigen Stunden wachsen die Tochterzellen zur ursprünglichen Grösse heran, fehlende Organteile werden dabei ergänzt. Je nachdem kann danach der Teilungsvorgang von neuem beginnen. Diese kleinen Tierchen sind geschlechtlich neutral und vermehren sich durch Teilung in zwei gleichartige Wesen. Es gibt weder Weibchen noch Männchen. Diese Art der Fortpflanzung hat zwei beneidenswerte Vorteile: ewige Jugend und Unsterblichkeit.

In der Ahnenreihe einer Amöbe gab es nie eine Leiche, weder gestern noch vor hunderten Millionen Jahren. Man muss sich das einmal vorstellen: Wenn wir eine Amöbe unter dem Mikroskop betrachten, so haben wir ein Tier vor uns, das vielleicht vor einer Stunde entstanden ist, als der Ahne sich in zwei Hälften geteilt hatte. Und dieser Ahne ist vor einem Tag von einem Urahnen hervorgegangen, der seinerseits ein eigenständiges Leben zu führen begann, als sich vor zwei Tagen der Ururahne in zwei Hälften teilte. So können wir die Reihe der Vorfahren zurückverfolgen über viele Milliarden Generationen hinweg bis zum Beginn des einzelligen Lebens. Niemals ist ein direkter Vorfahre der heute existierenden Amöbe gestorben. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten ja auch keine Nachkommen mehr durch Teilung entstehen können. Der Tod durch amöbenfressende Feinde, Giftstoffe, Hunger etc. hat immer nur die Zwillinge der direkten Vorfahren dahingerafft.

Stellen Sie sich vor, eine Amöbe landet in einem wachstumsgünstigen Teich und teilt sich täglich drei Wochen lang, bis der Teich voll ist mit lauter Amöben. Ich überlasse es Ihnen, herauszufinden, wie viele Amöben es sind und an welchem Tag der Teich halbvoll ist. Es handelt sich bei dieser Vermehrung um exponentielles Wachstum. Die Unsterblichkeit über all die Erdzeitalter hinweg können wir der Amöbe nur rückblickend bescheinigen, nicht aber für die Zukunft prophezeien. Nur eines lässt sich für künftige Zeiten sagen: Solange sie nicht durch Feinde, Gifte und anderes Ungemach umkommt, ist ihr ewige Jugend gewiss. Denn solange ein Lebewesen wächst, altert es nicht. Die kleine Amöbe hört Jahrmillionen lang nie mit dem Wachsen auf, obwohl sie immer mikroskopisch winzig klein bleibt. Sie teilt sich eben, sobald sie eine kritische Grösse erreicht hat, wächst, teilt sich wieder, wächst – und so geht es immer weiter durch die Erdzeitalter, bis dereinst das Leben auf unserem Planeten erlischt.

Die sich ständig wiederholende Verjüngungskur durch Teilung und damit die ewige Jugend und Unsterblichkeit sind an den Bauplan einer alleinstehenden Zelle gebunden und leider nicht auf mehrzellige Organismen übertragbar. Höher entwickelte Lebensformen müssen als Preis für ihr fortschrittliches Dasein die ewige Jugend und Unsterblichkeit aufgeben. So kam der Alterstod in die Welt. Jeder Gewinn kann nur mit einem Verlust erkauft werden. Auch in der Evolution des Lebens ist das so.

 


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