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Machen sie nicht einen guten Eindruck? Rico, Theo, Enya und Eira.
Veröffentlicht 29. März 2022

Der erste Eindruck zählt

Was hat das nun mit Tiermedizin zu tun? Ja klar, bei Neukunden ist das erste Treffen in der Praxis natürlich entscheidend für die weitere Zusammenarbeit. So werden die Hunde bei uns selbstverständlich auch mit einem feinen Gudeli begrüsst sowie verabschiedet, und wir nehmen uns speziell Zeit fürs Kennenlernen und die Beratung.

Aber wie Sie alle wissen: «Der erste Eindruck kann auch täuschen», also müssen wir uns jeweils davor hüten, allzu schnell eine Diagnose zu stellen. Auch wenn 90 % der Lahmheiten an den Vordergliedmassen bei Katzen durch Bissverletzungen verursacht werden, viele Durchfälle bei Hundewelpen auf eine Giardieninfektion zurückzuführen sind, Meerschweinchen, die nicht fressen, fast immer Zahnprobleme haben und eine haarlose Stelle am Kopf des Katzenwelpen meistens durch Hautpilz verursacht wird: Sie sollen trotzdem alle gut untersucht werden, bevor wir eine – möglicherweise falsche – Diagnose stellen.

So stellte sich zum Beispiel nach einiger Zeit und weiteren Untersuchen heraus, dass der Husten des Schäferhundes kein Zwingerhusten war, sondern durch eine neurologische Störung (Hirntumor) und daraus folgendem Verschlucken verursacht wurde. Der vermeintliche Umlauf an der Kralle des Deutschen Pinschers war ein Melanom und der Schnupfen des Langohres eine Syphilisinfektion. Je häufiger man etwas macht oder diagnostiziert, umso sicherer wird man darin. Gelingt etwas gleich beim ersten Mal – egal ob im Beruf, beim Hobby oder Kochen (lassen Sie sich die eigene Überraschung nicht anmerken) – dann gewinnt man an Vertrauen und Selbstsicherheit.

So verhält es sich auch mit den Medikamenten: Stellt uns der Pharmavertreter ein neues, vielversprechendes Präparat vor, probieren wir das Medikament aus: Sehen wir beim ersten Patienten gleich Erfolg, so ist die Chance gross, dass wir es weiter ausprobieren und einsetzen werden. Bleibt der Erfolg beim ersten Versuch aber aus oder das Medikament wird nicht gefressen, so hat es schlechte Karten, um in unsere Produktepalette aufgenommen zu werden. Statistisch zwar völlig falsch, aus einem Einzelfall gleich eine Beurteilung abzuleiten, in der Praxis aber halt doch die Realität. So hat das neue Medikament, welches bei chronischer Arthrose als monatliche Spritze angewendet wird, bereits beim ersten Patienten guten Erfolg gezeigt: Inzwischen zieht wieder der Hund an der Leine und nicht der Besitzer. Kein Wunder, haben wir bereits nachbestellt.

Dr. med. vet. Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster, www.kleintierpraxiskueng.ch


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